Der Reformationssonntag stand ganz im Zeichen der Augsburger Diakonissen, die in Merkendorf jahrzehntelang ihren Dienst verrichteten. Vor 100 Jahren wurde mit Margarete Thäter die erste Schwester in die Gemeinde entsandt, die damit ein 78-jähriges Wirken im Zeichen der Kinderbetreuung und Krankenpflege begründete.
Zum Festgottesdienst war der Rektor der Diakonissenanstalt, Dr. Jens Colditz, der die Festpredigt hielt, zusammen mit den Diakonissen Elfriede Gimpel, Frieda Brunner und Frieda Weigel drei Diakonissen mit. Letztere wirkte selbst einst in der Landstadt. Viele Merkendorferinnen und Merkendorf haben noch ihr vielfältiges Wirken in Erinnerung.
Margarete Thäter machte den Anfang
Die lange Tradition der Kinder- und Krankenbetreuung begann am 1. Februar 1925 mit der feierlichen Einführung der ersten Gemeindeschwester Margarte Thäter. Diese kam als Krankenschwester in die hiesige Gemeinde. Der damalige Stadtpfarrer Karl Preis schrieb 1924 an die Diakonissenanstalt Augsburg: „Wir benötigen äußerst notwendig eine Gemeindeschwester.“ Rektor Jens Colditz bemerkte dazu im Gottesdienst: „Dies hört sich an wie ein Hilferuf.“ Stadtpfarrer Thomas Meinders konnte in der Stadtchronik den Grund für die dringliche Anfrage recherchieren: „Eine bei ihrer Familie im Urlaub befindliche Diakonisse bemerkte ein altes alleinstehendes schwerkrankes Ehepaar.“ Kurz nach dem Dienstantritt der ersten Diakonisse wurde an Rektor Heinrich Kern die Bitte herangetragen, zudem eine Kinderschulschwester zu entsenden. Grete Simöndl kümmerte sich zu Beginn ihres Wirkens 1926 um 60 Kinder. Dazu wurde am 31. Mai 1926 ein Neubau für die damals so genannte „Kinderschule“ eröffnet. Seit 2018 befindet sich in den Räumlichkeiten die Tagespflege. In den Folgejahren wuchs die zu betreuende Schar auf 100 Kinder an. „In der Kinderschule bekamen sie Zuwendung, die zu Hause mangels Zeit fehlte“, konstatierte Jens Colditz in seiner Predigt. Er zeigte sich beeindruckt, dass sich im Laufe der Zeit 19 Frauen aus Merkendorf in den Dienst der Augsburger Diakonissen stellten: „Diese Anzahl ist einmalig innerhalb Bayerns.“ Die Ära der Augsburger Schwestern ging im Jahr 2003 mit dem Weggang von Schwester Frieda Weigel zu Ende.
Tradition der Diakonissen wird fortgeführt
Bürgermeister Stefan Bach erinnerte an die Gründung des „Kinderschul- und Krankenpflegevereins“ im Januar 1919. „Die Ziele von damals, Kinder zu betreuen und Kranke und Alte zu pflegen, sind immer noch die gleichen.“ Dies zeige sich daran, dass die nun in „Kindergarten- und Krankenpflegeverein“ umbenannte Organisation die Trägerschaft über die drei Kindergärten innehat. Die Evangelische Kranken- und Altenpflege Gunzenhausen hält das Angebot der Tagespflege in der Stadt aufrecht. Hier kümmert man sich um ältere Mitbürger. Geschäftsführer Philip Hausleider bemerkte in seiner Ansprache: „Wir sind dankbar, das Werk der Diakonissen weiterführen zu dürfen.“ Obgleich der guten Erinnerungen der Merkendorferinnen und Merkendorfer an ihre Gemeindeschwestern, musste Rektor Jens Colditz ihnen dann doch mit einem Augenzwinkern mitteilen: „Ich nehme die drei Diakonissen wieder mit ins Mutterhaus nach Augsburg.“
Text: Daniel Ammon
