Klezmer in Hirschlach

Es ist gute Tradition, dass zum Abschluss der Kirchweih im kleinen Dorf Hirschlach die dortige Kirchengemeinde zu einer Abendserenade in das schmucke Gotteshaus lädt. In diesem Jahr erklangen ungewohnte, aber doch gleichzeitig Geborgenheit gebende Töne im Kirchlein. „Zu einem musikalischen Leckerbissen“, wie es Pfarrer Thomas Meinders formulierte, gastierte die Klezmer-Band „Passage“ aus Nürnberg – und wie die fünf Mitglieder eigens betonten – auch aus Fürth. Klezmer bedeute so viel wie „Gefäß“, erfuhren die zahlreichen Besucherinnen und Besucher und sei eine von osteuropäischen Juden stammende Volksmusik. Die Gruppe sang Lieder, die von Liebe und Glück handelten. Im Jiddischen gebe es zwei Arten von Glück: das zufällige Glück namens „Massel“ und das „Glick“, den Zustand der Glückseligkeit. Das Jiddische kommt aus dem Mittelhochdeutschen. Daher waren die Texte bei aufmerksamem Zuhören auch recht leicht zu verstehen. Das zentrale Motiv der Kulturen umspannenden Liebe nahm etwa das Stück „Ich hab dich so viel lieb“ auf. Für den Laien-Zuhörer ungewohnte Rhythmen, die doch recht schnell ins Blut übergingen, brachte die Klezmer-Band ebenso zur Aufführung. Dazu gehörte die Hora, ein Tanz im Dreiachtel-Takt mit Betonung auf dem ersten und dritten Schlag. Zum Beschluss gaben die fünf Musiker zwei Stücke zum Besten, die vom Swing stark beeinflusst waren. Dorothea Deinlein (Querflöte, Akkordeon, Gesang), Günter Deinlein (Gitarre, Percussion, Gesang), Renate Heinrich (Violine, Gesang), Andreas Hellmuth (Bass, Gesang) und Michael Bauer (Klarinette, Saxophon) brachten in die St.-Johannis-Kirche Klangfarben, die gleichzeitig fremd und doch vertraut wirkten. Lieder, die von Emotionen erzählten, die alle Menschen gleich bewegen, egal welchen Glaubens sie sind. An dem Abend wurde deutlich, dass es diese besondere Musik zu erhalten gilt und die jüdische Tradition ein die deutsche Gesellschaft bereichernder Klangkörper ist.
Text u. Foto: Daniel Ammon