Mahnung zur Wachsamkeit beim Kriegsgedenken

Kurz bevor sich die schrecklichen Tage um den 18. April 1945 jährten, veranstalteten Kommune, Heimatverein und Kirchengemeinde eine Gedenkveranstaltung, in der sie an die Zerstörung der Stadt Merkendorf erinnerten. Dabei blickten die Redner zurück und mahnten auch vor einer Wiederholung der Geschichte.
Am Sonntag des Gedenkens strahlte die Sonne vom stahlblauen Himmel. Vor gut 80 Jahren war es ebenfalls ein schöner Frühlingstag. Doch der 18. April 1945 ging als dunkler Tag in die Geschichte ein. Die Stadt sollte vor den heranrückenden Alliierten verteidigt werden, „wie eine mittelalterliche Burg.“ So formulierte es Stadtpfarrer Thomas Meinders in der Gedenkveranstaltung. „Doch was sollte in dieser kleinen Landstadt überhaupt verteidigt werden?“, hinterfragte er den wahnwitzigen Befehl der Waffen-SS. Von 150 mutigen Frauen aus der Bevölkerung, die dies verhindern wollten und lautstark protestierten, berichtete Helene Kreuzer vom Heimatverein. Sie hatten jedoch keinen Erfolg. Die US-Amerikaner kamen, nicht wie ursprünglich gedacht von Ansbach, sondern von Wolframs-Eschenbach her und beschossen ab 15.30 Uhr von der Anhöhe bei Gerbersdorf her den Ort. In kurzer Zeit brannten die Stadtkirche und weitere Gebäude.
Günter L Niekel sprach in Merkendorf davon, wie Tante und Nachbarin vom Schloss Altenmuhr die Merkendorfer Kirche, „wie eine Fackel brennen“ sahen. Als er als Vikar in den 1970er Jahren erstmals in Merkendorf eine Predigt hielt, hatte er den ausgebrannten Chorraum vor seinem inneren Auge.
Das Bild der ausgebrannten Stadtkirche griff im Sonntagsgottesdienst zuvor Pfarrerin Anja Sievert auf. Sie predigte über das Bibelwort: „Oh Land, Land, Land, höre des Herrn Wort.“ Genau diesen Satz, der seit der Kirchenrenovierung 1932 am Chorraum geschrieben stand, hatte das Feuer verschont „Diese Worte treffen ins Herz“, befand die Theologin.
Nach dem Gottesdienst eröffnete die Wanderausstellung „Diktatur – Nein Danke!“. Diese brachten Dr. Stefanie Zabold, Leiterin der örtlichen Grundschule und Ina Obermeier, Mittelschullehrerin in Wolframs-Eschenbach, ins Gemeindehaus. Grundlage ist das im Unterricht behandelte Buch „Der überaus starke Willibald“. Autor Willi Fährmann setzt sich darin mit dem Entstehen und Überwinden einer Diktatur in kindgerechter Weise auseinander. Auf den Tafeln wurde die Erzählung mit den realen Begebenheiten, die zur Errichtung der Diktatur im Dritten Reich führten – beginnend bei der Weimarer Republik und abschließend mit der Schaffung der demokratischen Bundesrepublik – verknüpft. Die Kirchengemeinde mit Lena Hartnagel ergänzte die Schau, in dem sie auf den kirchlichen Widerstand im Dritten Reich einging. Die Ausstellung solle dazu anregen, sich zu fragen, wie man die Demokratie aktiv schützen könne, erklärten Zabold und Obermeier. Aktuelle Beispiele auf der Welt, wie die Entwicklungen in den USA unter Präsident Donald Trump, würden zeigen, dass diese Staatsform jederzeit gefährdet sei.
Alle Redner zeigten Achtung davor, dass die Bevölkerung „den Glauben und den Willen zum Wiederaufbau in schwerer Zeit gefunden hatte“, so Pfarrerin Sievert. Am 31. Oktober 1948 konnte die Stadtkirche wieder geweiht werden. Übergangsweise fanden die Gottesdienste in der Friedhofskapelle und in der Turnhalle statt. „Denn ohne die Kirche hätte Merkendorf kein Gesicht mehr“, befand Pfarrer Niekel.
Die Beschießung stellten die US-Amerikaner ein, nachdem der Schuster Fritz Weiß ihnen mutig mit einem weißen Tuch entgegenging. Vier Zivilisten und viele Soldaten auf beiden Seiten fand bei den Kämpfen kurz vor der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai den Tod.
Bei der Eröffnung der Sonderausstellung des Heimatvereins Merkendorf mahnte Vorsitzender Hans Popp: „Hitlers Nachkommen sind bei uns längst wieder aktiv!“
Text u, Fotos: Daniel Ammon